Du bist Mutter und willst dich neben deinem Teilzeitjob oder aus der Elternzeit heraus selbständig machen? Nun stehst du vor vielen Fragen: Was muss ich alles beachten, wenn ich mich nebenberuflich selbständig mache? Welche Pflichten habe ich? Nebenberufliche Selbständigkeit – dieser Artikel fasst dir die wichtigsten Informationen zusammen.
Nebenberufliche Selbständigkeit: Wann bin ich nebenberuflich selbständig?
Für eine nebenberufliche Selbständigkeit brauchst du einen Hauptberuf – dieser gilt auch, wenn du dich in Elternzeit befindest. Ob du dann als haupt- oder nebenberuflich selbständig eingestuft wirst, hängt davon ab, welche deiner Beschäftigungen den Mittelpunkt deiner Berufstätigkeit bildet oder bilden soll. Deine Selbständigkeit wird als nebenberuflich eingestuft, wenn du für diese weniger als 18 Stunden pro Woche aufwendest. Dies traf bisher auf alle meine Kundinnen zu, da diese entweder aus der Elternzeit heraus gründeten oder neben einer Teilzeitanstellung starteten und in beiden Fällen nicht mehr als 10 Stunden pro Woche für die nebenberufliche Selbständigkeit investierten.
Zum Vergleich: Ich bin Unternehmerin und voll selbständig und investiere durchschnittlich etwa 20 Stunden die Woche in meine selbständige Tätigkeit. Das bedeutet für dich, dass du in den meisten Fällen nicht über diese 18 Stunden pro Woche kommen wirst oder darauf achten solltest, nicht darüber zu kommen.
Nebenberufliche Selbständigkeit: Deine Rechte & Pflichten
Anmeldepflichten beim Arbeitgeber
Ob du dich nun in Elternzeit befindest oder bereits zurück im Beruf bist, so oder so gilt du als Angestellte. Bevor du nun eine nebenberufliche Selbständigkeit aufnimmst, ist es zwingend notwendig, dass du deinen Arbeitgeber darüber informierst. Schau vorab am besten einmal in deinen Arbeitsvertrag nach, denn einige Arbeitsverträge enthalten Regelungen, die dir gewisse Nebentätigkeiten untersagen. Dies trifft vor allem dann zu, wenn du als Konkurrenz zu deinem aktuellen Arbeitgeber auftreten möchtest oder wenn anzunehmen ist, dass deine hauptberufliche Tätigkeit im Angestelltenverhältnis unter deiner nebenberuflich ausgeübten Selbständigkeit leiden wird.
Da du von deinem Arbeitgeber eine Genehmigung brauchst, empfehle ich dir, darauf zu achten und es gegebenenfalls zu rechtfertigen, dass du 1. nicht als Konkurrenz auftrittst und 2. dein Arbeitsverhältnis nicht unter deiner geplanten Selbständigkeit leidet. Ansonsten hat jede Arbeitnehmerin in Deutschland, also auch du, das Recht, sich nebenberuflich selbständig zu machen. Dies kannst du in Art. 12 Grundgesetz i.V.m. Paragraph 1 Gewerbeordnung nachlesen.
Wenn du dich nun nebenberuflich selbständig machen möchtest – auch aus der Elternzeit heraus –, solltest du sicherstellen und die passenden Argumente parat haben, dass deine Selbständigkeit nach dem Wiedereinstieg deine hauptberufliche Tätigkeit nicht beeinträchtigt, du keine direkte Konkurrenz zu deinem Arbeitgeber darstellst und auch der Arbeitsvertrag keine einschränkenden Regelungen zu einer nebenberuflichen Selbständigkeit enthält. Bestenfalls kannst du deinem Arbeitgeber sogar positive Vorteile für deine Arbeitsleistung oder das Unternehmen aufzeigen.
Anmeldungspflichten
Auch wenn du in die nebenberufliche Selbständigkeit gehen möchtest, musst du diese anmelden. Selbständigkeit ist Selbständigkeit, egal ob mit 60 oder 4 Stunden die Woche.
Zuerst solltest du klären, ob du als Freiberuflerin eingestuft wirst oder ein Gewerbe anmelden musst. Als Freiberuflerin und Kleinunternehmerin musst du dich beim Finanzamt melden, denn Achtung: Ohne deine Steuernummer für die Selbständigkeit darfst du keine Rechnungen schreiben.
Als Einzelunternehmerin (und wenn du nicht in den freiberuflichen Bereich fällst) musst du dich beim Gewerbeamt anmelden. Die Anmeldung deiner Selbständigkeit sollte innerhalb von vier Wochen erledigt werden. Wenn du unsicher bist, als was du zählst – als Existenzgründungsberaterin unterstütze ich dich auf diesem Weg. Mehr dazu findest du übrigens auch in diesem Artikel.
Meldung bei deinen Versicherungen
Als nebenberuflich Selbständige und auch in deiner Elternzeit sind deine Kranken- und Rentenversicherung über dein Hauptarbeitsverhältnis abgedeckt. Dies ist gerade für deinen Start und die Gründungsphase ein Vorteil. Allerdings solltest du regelmäßige Rücksprachen halten, um bei hohen Nebenverdiensten eine Nachzahlung zu vermeiden.
Nebenberufliche Selbständigkeit: Vor- und Nachteile
Die meisten meiner Kundinnen starten aus der Elternzeit heraus oder neben der Teilzeitanstellung in die nebenberufliche Selbständigkeit. Ich selber habe auch auf diesem Wege vor sechs Jahren gegründet. Ich habe dir hier nochmals die wichtigsten Vor- und Nachteile gesammelt.
Vorteile einer nebenberuflichen Selbständigkeit:
Geringeres finanzielles Risiko:
Da du weiterhin Einkommen aus deinem Hauptberuf oder der Elternzeit beziehst, trägst du weniger finanzielles Risiko im Vergleich zu einer Vollzeit-Selbständigkeit. Dies kann den Druck mindern, sofort Gewinne zu erzielen, und dir ermöglichen, dein Geschäft allmählich aufzubauen.
Abgedeckte Versicherungen:
Da du weiterhin angestellt bist (ob nun in Teilzeit oder in Elternzeit), ist deine Kranken- und Rentenversicherung gedeckt. Ansonsten würdest du auch in der Gründungsphase (in welcher selten Einnahmen erzielt werden) diese tragen müssen.
Sicherung des Einkommens:
Dein Hauptberuf bietet dir ein stabiles Einkommen, während du gleichzeitig dein Geschäft aufbaust. Dies kann besonders wichtig sein, wenn du noch nicht sicher bist, ob deine nebenberufliche Selbständigkeit langfristig erfolgreich sein wird.
Lernmöglichkeiten:
Die Selbständigkeit ist neben der Mutterschaft die spannendste Reise. Du wirst wachsen- sogar über dich hinaus. Es ist ein Booster der Persönlichkeitsentwicklung und des Reifens. Eine nebenberufliche Selbständigkeit ermöglicht es dir, praktische Erfahrungen im Unternehmertum zu sammeln, während du weiterhin von deinem Hauptberuf lernst. Du kannst wertvolle Fähigkeiten in den Bereichen Management, Marketing, Finanzen und Kundenbetreuung entwickeln. Tipp: Dieses Argument solltest du dir merken, wenn du deinen Arbeitgeber um die Genehmigung bittest.
Flexibilität:
Du kannst deine Selbständigkeit in deine Freizeit integrieren und sie an deine bestehenden Verpflichtungen anpassen, sei es Familie, Studium oder ein anderer Job. Dies ermöglicht es dir, ein ausgewogenes Leben zu führen, während du dein Geschäft aufbaust.
Nachteile einer nebenberuflichen Selbständigkeit:
Zeit- und Energieaufwand:
Eine nebenberufliche Selbständigkeit erfordert zusätzliche Zeit und Energie neben deinem Hauptberuf und deinen Kindern. Dies kann zu einem Gefühl der Überlastung führen und deine Zeit für dich selber stark beeinträchtigen. Aus diesem Grund favorisiere ich die Selbständigkeit aus der Elternzeit heraus. Aber auch diese ist nicht so easypeasy, wenn du (wie ich bei meinem Start) keine Kinderbetreuung und keine familiäre Unterstützung hast. Oder du reduzierst (bei finanzieller Möglichkeit) deinen Hauptjob.
Langsameres Wachstum:
Da deine Zeit und Ressourcen begrenzt sind, kann das Wachstum deines Geschäfts langsamer sein als bei einer Vollzeit-Selbständigkeit. Es kann länger dauern, bis dein Geschäft rentabel wird oder bestimmte Ziele erreicht werden. Ich selber habe mich in den ersten Jahren immer wieder mit Voll-Selbständigen oder mit anderen Gründermüttern verglichen, die im Gegensatz zu mir bereits einen Betreuungsplatz hatten. Ich dachte immer wieder „ich bin nicht so gut wie die anderen“- völliger Quatsch. Ich hatte nur weniger Zeit. Deswegen mein Tipp: Gönn dir dein Tempo! Höre auf dich zu vergleichen und bleibe bei dir. "Alles zu meiner Zeit" – sage ich mir immer.
Risiko der Überlastung:
Es besteht die Gefahr, dass du dich überarbeitest, wenn du versuchst, sowohl deinen Hauptberuf, deine Elternschaft als auch deine Selbständigkeit zu bewältigen. Dies kann zu Stress, Burnout und gesundheitlichen Problemen führen. Deswegen nochmals der Hinweis: Du bist in deinem Business und deiner Familie das Wichtigste. Deinem Business und deiner Familie kann es immer nur so gut gehen, wie es dir selbst gut geht.
Mögliche Konflikte mit dem Arbeitgeber:
Einige Arbeitgeber haben Richtlinien gegen nebenberufliche Selbständigkeiten, insbesondere wenn sie in direktem Wettbewerb zum Hauptberuf stehen oder die Arbeitsleistung beeinträchtigen könnten. Es ist wichtig, die Richtlinien deines Arbeitgebers zu überprüfen und mögliche Konflikte zu vermeiden.
Win-Win-Lösungen: So überzeugst du deinen Arbeitgeber
Es kann herausfordernd sein, deinem Arbeitgeber klarzumachen, dass deine nebenberufliche Selbständigkeit nicht nur kein Risiko für das Unternehmen darstellt, sondern sogar Vorteile mit sich bringen kann. Hier sind einige Tipps, wie du eine Win-Win-Lösung entwickeln und deinen Arbeitgeber überzeugen kannst:
1. Verbessertes Fachwissen und erweiterte Fähigkeiten
Zeige deinem Arbeitgeber, dass deine Selbständigkeit dir helfen wird, neue Fähigkeiten und Fachwissen zu erlernen, die auch deinem Hauptjob zugutekommen können. Wenn du beispielsweise in deiner Selbständigkeit Marketingstrategien entwickelst, könntest du dieses Wissen auch im Unternehmen anwenden und so den Wert deiner Arbeit steigern.
2. Gesteigerte Motivation und Zufriedenheit
Erkläre, dass die Verfolgung deiner eigenen Projekte zu einer höheren beruflichen Zufriedenheit führen kann, was sich positiv auf deine Motivation und Produktivität im Hauptjob auswirken wird. Wenn du zufrieden und ausgeglichen bist, kannst du dich besser auf deine Aufgaben im Unternehmen konzentrieren.
3. Erweiterung des Netzwerks
Betone, dass du durch deine Selbständigkeit neue Kontakte und Netzwerke aufbaust, die auch für das Unternehmen von Vorteil sein könnten. Du könntest potenzielle Kunden, Partner oder Lieferanten identifizieren, die auch für deinen Arbeitgeber von Interesse sein könnten.
4. Entwicklung von Führungskompetenzen
Deine Selbständigkeit kann dir helfen, wertvolle Führungskompetenzen auszubauen oder zu entwickeln, die du auch in deinem Hauptjob anwenden kannst. Dies umfasst Zeitmanagement, strategisches Denken, Entscheidungsfindung und Problemlösungsfähigkeiten, die in jeder beruflichen Umgebung von Vorteil sind.
5. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit
Erkläre, dass die Selbständigkeit dir hilft, flexibel und anpassungsfähig zu bleiben. Diese Eigenschaften sind in einer sich ständig verändernden Geschäftswelt von unschätzbarem Wert. Dein Arbeitgeber könnte von deiner Fähigkeit profitieren, schnell auf Veränderungen zu reagieren und innovative Lösungen zu finden.
6. Positives Image für das Unternehmen
Zeige auf, dass deine Selbständigkeit das Unternehmen in einem positiven Licht darstellen kann, indem sie zeigt, dass das Unternehmen Mitarbeiter unterstützt, die sich weiterentwickeln und ihre eigenen Projekte verfolgen möchten. Dies kann die Attraktivität des Unternehmens für potenzielle neue Mitarbeiter erhöhen.
7. Vorbereitung auf größere Projekte
Wenn du dich in einem Bereich selbständig machst, der auch für das Unternehmen relevant ist, könntest du kleinere Projekte als „Testlauf“ für größere Initiativen innerhalb des Unternehmens nutzen. Dies kann helfen, Risiken zu minimieren und innovative Ideen zu testen, bevor sie auf Unternehmensebene implementiert werden.
8. Konkrete Vereinbarungen treffen
Um Bedenken deines Arbeitgebers zu zerstreuen, könntest du konkrete Vereinbarungen treffen, wie z.B. klare Arbeitszeiten für deine Selbständigkeit, um sicherzustellen, dass diese deine hauptberuflichen Verpflichtungen nicht beeinträchtigt. Dies schafft Transparenz und zeigt, dass du deine Verantwortung ernst nimmst.
9. Mehrwert für das Unternehmen
Identifiziere spezifische Bereiche, in denen dein Unternehmen von deiner Selbständigkeit profitieren könnte. Wenn du beispielsweise eine neue Technologie entwickelst oder ein innovatives Geschäftsmodell testest, könnte dein Unternehmen von den Erkenntnissen und Erfahrungen profitieren, die du dabei sammelst.
10. Regelmäßige Kommunikation
Halt deinen Arbeitgeber regelmäßig über deine Fortschritte und Lernerfolge auf dem Laufenden. Zeige, wie deine Selbständigkeit dir hilft, neue Fähigkeiten zu entwickeln, die auch im Unternehmen von Nutzen sein können. Offene Kommunikation kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden und Vertrauen aufzubauen.
Indem du diese Ansätze kombinierst, kannst du deinem Arbeitgeber zeigen, dass deine nebenberufliche Selbständigkeit nicht nur keinen negativen Einfluss auf deine Haupttätigkeit hat, sondern tatsächlich einen Mehrwert für das Unternehmen darstellt.
Wenn du Fragen zur Gründung und Aufbau deiner Selbständigkeit hast, melde dich gerne bei mir. Ich freue mich darauf, dich dabei zu unterstützen Freiheit, Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung mit deinem eigenen Business zu leben.
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